exposition sérielle
13.Mai - 30.Juni 2005
René Böll
"Zwischen Ost und West"

chinesische Malerei, Tuschearbeiten
Auszug aus der
Buchveroeffentlichung
DIE LEERE ERREICHEN
anlaesslich der
Ausstellungen in China,
MIT FARBEN
ZUM DAO DES PINSELS
von Anne Engelhardt-Ng
und Ng Hong-chiok
Farben zu finden fuer das Gesehene, Geschaute,
Gefuehlte: Das ist fuer den Maler René Böll schon
eine kultische Handlung. Spricht man mit ihm,
so unterstreicht er hartnaeckig, ein Maler muesse
viele Farben kennen. 300 bis 400 Farben hat er
im Lauf der Jahre zusammengetragen und
er redet von ihnen wie andere Leute von ihren
Sammlungen, fast innig, immer eingeweiht und
kundig.
Die Beschaeftigung mit chinesischen Tuschetechniken,
die René Böll zur chinesischen Literatenmalerei der
Song-Zeit fuehrt, mag vielleicht nur ein aeußerer An-
knuepfungspunkt gewesen sein fuer ein kuenstleri-
sches Schaffen, das in eine andere Richtung verweist.
So ist eine Serie von Tuschearbeiten aus dem Jahr
1993 kein oberflaechlicher Nachahmungsversuch
klassischer chinesischer Malstile und Sujets, sondern
eher als eigenwillige Fortsetzung seiner zuvor entstan-
denen Oel- und Ei-Tempera-Gemaelde zu verstehen,
jedoch mit einem anderen Medium, nämlich Tusche
auf Xuan-Papier.
Alle Farben sollen naturnahe sein - und: Ein
Klavier besitzt achtundachtzig Tasten
, doch ein
Maler muss mehr als 88 Farben kennen.
Jeden-
falls muss der Maler - mindestens so gut wie ein
Musiker - seine Farben persoenlich kennen.
Im Gegensatz zu einer gewissen motivischen Kontinui-
taet in René Bölls Arbeiten, hat sich der Maler mit
seinen Tuschearbeiten auf ein Terrain gewagt, das zu
beherrschen sowohl in technischer als auch geistiger
Hinsicht ein
Umdenken verlangt. Tusche und Xuan-
Papier, das im Westen einfachheitshalber unter dem
Sammelbegriff Reispapier bekannt ist, sind aeußerst
sensible Medien, die einem Kuenstler aeußerste Beherr-
schung der Materie, technische Perfektion und tiefe
Konzentration, ja geradezu meditative Versenkung ab-
verlangen. Geschwindigkeit, Pinseldruck, Pinselhaltung,
die Dichte bzw. der Fluessigkeitsgrad der Tusche werden
nahezu seismographisch genau auf das hochempfind-
liche und schwer zu kontrollierende Xuan-Papier ueber
tragen, so dass jede Korrektur, jedes Zoegern, jede
Unsicherheit - auch im uebertragenen Sinn - sichtbar
werden und sich somit offenbart, ob sich der Kuenstler
mit dem Fluss der kosmischen Kraefte im Einklang befin-
det und Qi in seinem Bild zum Ausdruck bringen kann.
Nicht zufaellig fand eine Ausstellung von René Bölls
Bildern im Jahr 1990 in der Drachengalerie in Bonn
statt, einem Ort, an dem die Arbeiten chinesischer
Kuenstler zeigten, auf welch unterschiedliche Weise
die jahrtausend alte chinesische Maltradition eine
kreative Wiederbelebung erfahren kann.
René Böll, ein Kuenstler, dessen kuenstlerisches
Schaffen eindeutig europaeischen Maltraditionen
verhaftet ist - laengere Zeit hat er sich mit Maltech-
niken der Barock- und Renaissancezeit beschaeftigt -
und doch scheint es eine gewisse
‘Seelennaehe‘ und
gewisse Beruehrungspunkte mit der chinesischen
Malerei und Philosophie zu geben.
o.T., 2001 - 2002
Oel ueber Acryl auf Leinwand
110 x 245
René Böll Kurzbiografie
seit 1963


ab 1967
ab 1969
1975-1988
1978



1982
1985
1996
seit 1988
seit 1993
1995


autodidaktisches Studium Zeichnen und Malen sowie Beschaeftigung mit
Oel-, Tempera- und Aquarelltechniken und Pigmentkunde seit der Antike
erste Versuche in chinesischen und japanischen Tuschetechniken
Unterricht bei Bernhard Müller-Feyen
Studium der Malerei und Druckgrafik Schwerpunkt Lithografie, Köln und Wien
Mitbegruender und Verlagsleiter des Lamuv Verlages
u.a. Verleger, mit Carmen Alicia Egas de Böll, Uebersetzer von Moema
            Viezzer: Wenn man mir erlaubt zu sprechen ...‘
            ‘Die wunderbare Geschichte des Himmel-Wolken-Berges
            ‘Das Weinen in der kalten Nacht‘, zeitgenoessische Erzaehlungen aus China
Plakate und Postkarten mit Motiven aus Ecuador und Bolivien
Redakteur der sechsbaendigen Ausgabe:
Saemtliche Briefe von Vincent van Gogh
Publikation
Die Leere erreichen‘, anlaesslich der Ausstellungen in China
wieder freier Maler
erneute Versuche in chinesischer Tusche
Das Nicht tun Ne-cineni‘, Galerie Úluf, Prag

zahlreiche Einzelausstellungen u.a.:
Deutschland, Ecuador, Irland, Niederlande, Tschechien, China